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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Tricks im Web

  • Hilfe für die Suche nach Schriften
  • Typografische political Correctness
  • Die schwarze Kunst in Zartbitter
  • Vektoren bis zum Abwinken
  • Weniger ist ganz offensichtlich mehr
  • Wann lernt die Welt endlich das Interrobang kennen?!
  • Gemusterte Flächen
identifont.com

Hilfe für die Suche nach Schriften

(msc) Möglichkeiten zur Schriftidentifikation gibt es mehrere. Vor einiger Zeit haben wir WhatTheFont vorgestellt. Das ist ein Webdienst, den es auch als App gibt (siehe Publisher 5-13, Seite 63). Er versucht, die Schrift anhand eines fotografierten oder eingescannten Beispiels zu erkennen.

identifont.com ist dazu eine Alternative. Diese Website stellt diverse Methoden zur Verfügung, um eine Schrift zu erkennen. Man kann es über Stichworte probieren, was vor allem bei Symbolschriften erfolgversprechend ist. Es gibt die Möglichkeit, sie über Merkmale einzugrenzen. Dazu beantwortet man Fragen wie Serifen oder nicht? Reicht das J unter die Grundlinie? Hat das P eine Lücke beim Ansatz des Bogens oder steht es sogar über? Wie sieht das Dollarzeichen aus?

Vielversprechend ist auch die Suche nach Ähnlichkeit. Welche Schrift sieht aus wie die Futura? Wobei das ein schlechtes Beispiel ist – denn hier gibt es eine Unzahl an möglichen Kandidaten. Schliesslich kann man auch nach Name und Designer bzw. Schrifthaus suchen, um Varianten und «Verwandte» aufzustöbern.


typography-nerd.de

Typografische political Correctness

(msc) Bei Ben Göck haben wir mit gewissem Erstaunen nachgelesen, dass die politische Korrektheit – der Versuch, im öffentlichen Dialog möglichst niemanden zu kränken – auch vor der Typografie nicht Halt macht. So interpretieren wir zumindest seine Aussage, dass Hurenkinder und Schusterjungen inzwischen auch etwas harmloser klingend als Witwen und Waisen bezeichnet werden.

Göck betreibt das Blog Typography-Nerd, in dem er sich auch über die so genannte Detail-Typografie auslässt, zu der er Anführungszeichen, Ligaturen und die Terminologie rund um Schriften auslässt. Er stellt Dinge wie die Typolade (siehe nächster Beitrag) und Hilfsmittel für die Schriftverwaltung sowie bemerkenswerte kostenlose Schriften vor und hält auch den einen oder anderen InDesign-Tipp bereit. In einer interessanten Analyse kann man auch nachlesen, welche TV-Sender typografisch innovativ und welche altbacken unterwegs sind (bit.ly/tvfonts).

Übrigens: Die Eselsbrücke, um Schusterjungen und Hurenkinder zu unterscheiden: Ein Schusterjunge sollte keine soziale Ächtung erfahren: Er ist unschön, aber noch akzeptabel – die erste Zeile eines neuen Absatzes am Ende der Spalte. Das Hurenkind dagegen versetzt auch tolerante Mitmenschen in Empörung – das ist die letzte Absatzzeile am Anfang einer Spalte (bit.ly/hurenkind).


typolade.de

Die schwarze Kunst in Zartbitter

(msc) Es gibt nichts, was es nicht gibt: Zum Beispiel Lettern, die nicht aus Blei, sondern aus Schokolade hergestellt werden. Sie eignen sich denn auch eher zum Verzehr als zur Druckproduktion.

Die Buchstaben werden einzeln handgegossen und zu Druckstöcken mit persönlichen Botschaften zusammengefügt. Normale Lettern kosten 80 Cent pro Stück, farbige Lettern 1 Euro, vergoldet 2.20 Euro. Plus Verpackung und Versand; bei Lieferungen in die Schweiz ist auch mit einem Zollzuschlag zu rechnen.


freepik.com

Vektoren bis zum Abwinken

(msc) Freepik ist eine Suchmaschine für kostenlose Vektorgrafiken, Icons und PSD-Vorlagen. Das Angebot ist in diverse Kategorien sortiert. Bei den Vektorgrafiken gibt es klassische Cliparts wie Tiere, Menschen in allen Lebenslagen, Karten und geografische Elemente (sehenswert zum Beispiel die iconhaften Sehenswürdigkeiten aus aller Welt unter bit.ly/tourismus-icons), aber auch Bausätze für Illustrationen, Infografiken, Webseiten und Drucksachen.

Im Bereich PSD gibt es Photoshop-Dateien, die als (meist einigermassen sinnvoll aufgebaute) Vorlagen für Logos, Texturen, Mockups und Symbolbilder dienen.

Wie der Name der Site andeutet, sind viele der Ressourcen kostenlos verwendbar. Als Gratisnutzer muss man allerdings den Urheber nennen. Nutzt man den Dienst mit dem Premium-Abo für regulär 20 US-Dollar (oft vergünstigt erhältlich) fällt diese Nennungspflicht weg.


freepik.com

Weniger ist ganz offensichtlich mehr

(msc) Wäre eine minimalistischere Gestaltung für viele bekannte Produkte nicht besser, weil eingängiger und prägnanter? Der Gestalter Mehmet Gozetlik aus London, der auch für Freepik (siehe Beitrag «Vektoren bis zum Abwinken») tätig ist, hat sich zehn bekannte Marken (darunter Nutella, Nesquik, Lindt, Pringles, Red Bull und Schweppes) vorgeknöpft und in drei Schritten die Verpackung von allem Ballast befreit (bit.ly/gozetlik).

Das Resultat ist fast durchs Band weg ästhetischer und souveräner als die überladen gestalteten Schachteln, Dosen und Flaschen, die in Realität um die Gunst der Käufer buhlen. Natürlich, es geht um Aufmerksamkeit – trotzdem wären die Läden und Supermärkte ein entspannterer Ort, wenn Gozetliks Ideen Gehör finden würden …


trianglify.io

Hintergründiges für Dreiecksliebhaber

(msc) Trianglify.io ist ein Webdienst, der bunte Hintergründe fabriziert, die man in PNG-Form für Websites oder aber als SVG in Vektorqualität für Printprojekte herunterlädt.

Die Ausgangslage ist ein Bereich mit einem in Pixeln wählbarem Seitenverhältnis. Es verwendet einen Farbverlauf mit fünf Farben, wobei diese Farben in der Diagonalen von links oben nach rechts unten angeordnet werden. Die Farben können aus den vorgegebenen Verläufen ausgewählt oder aber selbst bestimmt werden.

Die Fläche wird in Dreiecke zerlegt, die dem Hintergrund eine gewisse Textur verleihen. Über Variance und Cell Size gibt man an, wie stark die zufällige Variation der Dreiecksformen und wie grob oder fein die einzelnen Kacheln ausfallen sollen.

Fazit: Es ist keine Raketenwissenschaft, was trianglify.io betreibt. Aber falls man mit den triangulierten Hintergründen etwas anfangen kann, dann erhält man sie hier sehr schnell in der passenden Aus­prägung.


Netflix

Wann lernt die Welt endlich das Interrobang kennen?!

(msc) Der Videostreamingdienst Netflix hat eine Serie namens «Explained» im Programm, in der in einer Viertelstunde diverse Phänomene kurz und knackig erklärt werden: Übergewicht, Kryptowährungen, E-Sports, der Aktienhandel…

Die Folge 10 mit dem schlichten Titel «!» dreht sich um ein einziges Satzzeichen: Das Ausrufezeichen. Es wird erklärt, wie es erfunden wurde und wie sich die Verwendung über die Jahre verändert hat. Es gibt Autoren, die das Ausrufezeichen exzessiv verwenden und andere, die es fast komplett meiden. Die Geschlechter haben unterschiedliche Neigungen, das Ausrufezeichen einzusetzen. Und auch wenn man des guten Stils wegen oft darauf verzichten könnte, gibt es auch Situationen, in denen es schlicht nötig ist – damit einem nicht mangelnder Enthusiasmus unterstellt werden kann.

Damit nicht genug: In diesem Erklärvideo lernen wir (falls wir es nicht schon gesehen haben), auch das Interrobang kennen. Das ist eine Kombination aus Fragezeichen und Ausrufezeichen, die nachdrücklich gestellte Fragen kennzeichnet: «Was hast du dir bloss dabei gedacht?!» Dafür kann man ein Frage- und ein Ausrufezeichen aneinandersetzen. Der französische Autor Hervé Bazin ging noch weiter: Er hat 1966 sechs weitere Satzzeichen vorgeschlagen, die unten abgebildet sind.

Das Interrobang hat in den 1970ern eine gewisse Popularität erfahren. Netflix verrät sogar, dass 1969 ein softerotischer Film namens «Interrabang» (sic!) gedreht worden ist, der auf IMDB immerhin mit 6,2 von 10 Sternen bewertet ist.

Und auch wenn sich die alternativen Satzzeichen nicht durchgesetzt haben – mit den Emoji gibt es würdigen (?) Ersatz …


bg.siteorigin.com

Gemusterte Flächen

(msc) Auch der Background Image Generator stellt Farbflächen her, die abwechslungsreicher als einfarbige, komplett uniforme Bereiche sind. Sie können überall dort hinterlegt werden, wo ein bisschen Unruhe nicht schadet – wo allzu viel Ablenkung aber auch nicht opportun wäre. Bei diesem Webdienst wählen Sie als erstes eine Hintergrundfarbe. Als zweites kommt ein Muster zum Einsatz, das aus knapp dreihundert Varianten gewählt werden kann. Der Blend Mode bestimmt, auf welche Weise Hintergrund und Muster miteinander kombiniert werden. Die Optionen Pattern Intensity beeinflusst den Kontrast des Musters und Noise bringt bei Bedarf noch eine fluktuierende Note ein, was das Muster weniger repetitiv wirken lässt.

Das Muster wird als einzelne Kachel heruntergeladen, die sich durch horizontale und vertikale Aneinanderreihung in beliebiger Grösse ausdehnen lässt.